Hannelore Kraft als Festrednerin beim 100jährigen Jubiläum des SPD-Ortsvereins

Hannelore Kraft
Foto: Hannes Burghartswieser

24. November 2019

„Wir dürfen den Ursprung nicht vergessen“

Gleich von Beginn an war die gelöste, lockere und freundschaftliche Stimmung beim Festabend zum 100jährigen Jubiläum des Ruhpolding SPD Ortsvereins im Hotel zur Post zu spüren. Und so gratulierten noch vor Beginn der Veranstaltung die anderen, im Gemeinderat vertretenen Fraktionen, zum „Geburtstag“. Bei der Begrüßung konnte der Ortsvorsitzende Johannes Hillebrand unter den zahlreich erschienen Gästen auch die ehemalige Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, die Bundestagsabgeordnete Dr. Bärbel Kofler, den stellvertretenden Landrat, Sepp Konhäuser auch den Oberbürgermeister aus Traunstein, Christian Kegel und seinen Ruhpoldinger Amtskollegen Claus Pichler als Ehrengäste willkommen heißen. Hillebrand erinnerte an die Veranstaltungen, die zum Jubiläum durchgeführt wurden und nannte vor allem die interessante Ausstellung in der „Alten Schule“, für die sogar der Bayerische Rundfunk Interesse gezeigt habe. Seit 100 Jahren sei die SPD ein Teil der Gemeinde gewesen, hob der Vorsitzende hervor und meinte mit einem Augenzwinkern: „Nicht immer haben wir den ersten Bürgermeister gestellt, aber doch immer wieder“. Zudem mache es ihm Spaß, der SPD-Ortsvorsitzende zu sein, wenn er auch in zwei Jahren sein Amt abgeben wolle.

Die politischen Gruppierungen seien immer entscheidend für die Arbeit in der Gemeinde gewesen, sagte Bürgermeister Claus Pichler in seinem Grußwort. Parteiprogramme habe es immer gegeben, dieses sei aber immer geprägt gewesen „von den Leuten vor Ort“. Humorvoll meinte er: „In Ruhpolding waren die Schwarzen nie so schwarz wie in München, die Roten nie so rot wie in Berlin und die Grünen nie so grün wie in Baden-Württemberg“. Und so gelte sein Dank dem SPD-Ortsverein und er hoffe, dass er immer den „richtigen Farbton finden“ möge. Als stellvertretenden Landrat überbrachte Sepp Konhäuser die Glückwünsche des Landkreises. Städte, Gemeinden und Landkreise würden von den Menschen leben, die sich für wichtige Angelegenheiten einsetzen. Dies habe der Ortsverein immer getan, darum sei er dafür dankbar. Er warf auch einen Blick auf die vergangene Geschichte, wie die Gründung sozialdemokratischer Vereine, die damals massiv kritisiert wurden, bis hin zum Aufbruch in die Demokratie und zur Wegbereitung echter Volksmitwirkung zur Selbstverwaltung. „Möge es dem SPD-Ortsverein gelingen, konsequent aber nicht verbissen, aber auch aufgeschlossen, den sozialen Frieden, also unsere Demokratie zu bewahren“. Dr. Bärbel Kofler meinte in ihrem Grußwort, dass man sich für Grundrechte, Mindestlohn und Solidarität einsetzten müsse. „Hier hängt das Herzblut vieler dran“. Sich für die Demokratie einzusetzen sei wichtig. In diesem Zusammenhang erteilte sie dem Trend Richtung Rechtsextremismus eine klare Absage. Zudem sei sie von der „professionellen Ausstellung“, welche der Ortsverein auf die Beine gestellt habe, sehr beeindruckt gewesen. „Die Gesichter der Ausstellung zeigen die Leistungen, die erbracht worden sind“, betonte die Bundestagsabgeordnete. Ein Teil der Ausstellung war an diesem Abend noch einmal im Hotel zur Post zu besichtigen. Dann trat Hannelore Kraft als Festrednerin ans Pult. „Es ist wie nach Hause kommen“, sagte sie. Schließlich sei sie als Biathlonfan schon einige Male bei den Wettkämpfen live als Zuschauerin dabei gewesen. Zudem freue es sie, gemeinsam das „stolze Jubiläum mitfeiern“ zu können. 100 Jahre Ortsverein sei auch ein besonderes Ereignis, darum erinnerte Kraft an die Geschichte von 1919. Der Weltkrieg sei verloren gewesen, das Kaiserreich am Ende. Interessanter Weise habe damals die SPD rund eine Million Mitglieder gehabt, heute seien es leider nur noch die Hälfte. Friedrich Ebert sei zum ersten Reichspräsidenten gewählt worden und in diese Zeit sei auch die Gemeindewahl in Ruhpolding gefallen. „Eine neue Ära in der Kommunalpolitik hat begonnen“. Sie erinnerte an die Sozialpolitik und die Finanzreform, doch es sei die Weltwirtschaftskrise gefolgt, die es den Nazis leicht machte, die Leute auf ihre Seite zu ziehen. Die Sozialdemokraten seien aber dem Ermächtigungsgesetz Hitlers mutig entgegengetreten. Die Genossen hätten damals erstritten, was es gelte, weiterzutragen. Nach dem Krieg haben „die Leute die Schnauze voll gehabt“, nicht aber so in Ruhpolding, führte Kraft weiter aus. In diesem Zusammenhang erinnerte sie an die „SPD-Urgesteine“ Hias Mayer und Hans Pichler, den Vater des amtierenden Bürgermeisters. Auch heute brauche es mutige Männer und Frauen, die der „rechten Gesinnung“ entgegentreten. Auch die jüngere Geschichte unter den Bundeskanzlern Willy Brandt, Helmut Schmid und Gerhard Schröder ließ sie Revue passieren. Kraft warf die Frage auf, was dieser Rückblick mit sich brächte und gab auch gleich die Antwort: „Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität“. Dies habe Ruhpolding auch vorgemacht, darum mahne sie: „Wir dürfen den Ursprung nicht vergessen“. Solidarität heiße auch, dass alle davon leben können. „Wer mehr hat, muss auch mehr geben“. Zum Schluss rief sie den Ortsvereinsmitgliedern zu: „Seid weiterhin mutig, macht weiter so und helft mit, dass die Demokratie weiter bestehen kann“. Während des Festabend wurden auch verdiente Mitglieder geehrt. So erhielt Jörg Rymon für 15 Jahre Zugehörigkeit die Dankurkunde, seit 30 Jahren sind Georg Hollweger und Michael Mayer SPD-Mitglieder, Hanni Steinbeißer erhielt die Urkunde für 35 Jahre und Nik Lechner darf auf 40 Jahre zurückblicken. Die Auszeichnung überreichten gemeinsam Hannelore Kraft, Dr. Bärbel Kofler und Johannes Hillebrand. Nicht anwesend sein konnten Theresa Haßlberger (10 Jahre) und Bernd Magenau (40 Jahre). Eine besondere Auszeichnung erhielt Hans Holzner, der seit 1978 Schriftführer des Ortsvereins ist. Er erhielt sein erstes Protokoll, das er damals geschrieben hat, in einem Rahmen überreicht. hab

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