Kurhaus und Vita Alpina waren auch beim SPD-Stammtisch das Topthema

25. April 2023

Das zentrale Thema war die Zukunft von Kurhaus und Vita-Alpina. Dies stellte SPD-Fraktionssprecher Johannes Hillebrand zu Beginn fest. Er hatte sich vorbereitet verschiedene Themen aus dem Gemeinderat zu berichten, riss diese jedoch nur kurz an. Dann begann die Diskussion.

Gefragt, warum der Gemeinderat das Ratsbegehren mache antwortete Anton Krutzenbichler „man darf nicht nur das Kurhaus sehen, man muss das Ganze betrachten, in die Zukunft schauen und entscheiden, wofür geben wir unser Geld aus. Wir sorgen uns, dass nur das Kurhaus gesehen wird, deshalb haben wir das Ratsbegehren beschlossen.“

Vorsitzender Johannes Stief erklärte „Wir wollen das Kurhaus erhalten, nicht neu bauen. Ich halte die geschätzten 9 Mio. für zu hoch gegriffen. Klar, Kurhaus und Vita Alpina müssen saniert und den heutigen Bedürfnissen angepasst werden, aber Luxussanierung oder Totalumbau müssen nicht sein. Es muss sorgfältig überlegt werden wieviel Geld wofür ausgegeben wird, es darf keinen Blanko-Scheck geben. Projekte, wie Kindergarten, Heizwerk usw., müssen finanziert werden können.“

Auch Claus Pichler meldete sich zu Wort. Als Amtsvorgänger des Bürgermeisters habe er es lange vermieden, sich öffentlich zu äußern, nachdem er jedoch in der Veranstaltung am Montag mit einer Aussage zitiert worden sei, müsse er jetzt etwas sagen. „Am Montag war mir das leider nicht möglich, da ich zur Jagdgenossenschaft musste“ erklärte Pichler. „Die zitierten Aussagen stammen aus dem Jahr 2008, zu Beginn meiner ersten Amtszeit, damals haben wir dringend ein neues Hotel gebraucht und nach einem Investor gesucht. Inzwischen hat Ruhpolding ein neues Hotel, das einen Saal für Veranstaltungen braucht.“

„Im Laufe der Jahre habe ich aber erkannt, dass ein Neubau nie die Qualität unseres bestehenden Saales erreichen wird. Mit Hilfe des Gutachtens der Firma Plankreis für eine Grundsanierung mit Nutzungsvarianten bekam ich Förderzusagen von 80%. Dies alles muss dem Gemeinderat bekannt sein.

An die Gemeinderäte gewandt fuhr er fort: „ihr habt gesagt, bevor wir eine Entscheidung treffen, brauchen wir belastbare Zahlen – Das sind die am Montag vorgestellten Zahlen aber nicht. Allein die Förderhöhe von 65 % für den Umbau des Schwimmbads ist deutlich zu hoch gegriffen“

„Ich muss es leider so sagen, die Veranstaltung am Montag war eine Lehrstunde wie man nicht mit der Bevölkerung umgehen sollte.“ schloss Claus Pichler.

Hillebrand bestätigte: „Ja, wir haben im Gemeinderat das damalige Projekt vorangetrieben, leider konnte Claus es nicht mehr zu Ende führen. Aber jetzt gibt es zwei Investoren die bereit wären ein Hotel mit Saal zu bauen.“

Jemand sagte, der Zustand von Kurhaus und Vita Alpina werde schlecht geredet. Die Firma GMF sage in ihrem Gutachten „Die Anlage ist für ihr Lebensalter […] in einem vergleichsweise gut erhaltenem Pflege- und Wartungszustand.“ Die baulichen- und technischen Anlagen seien in großen Teilen sanierungsbedürftig, insbesondere die technischen Anlagen des Freibades.

Ein anderer ergänzte, klar müssten die Brandschutzklappen ersetzt werden, aber seines Wissens habe bisher weder eine Behörde noch der TÜV in Erwägung gezogen das Schwimmbad deswegen zu schließen.

Bernd Magenau erklärte: „Als SPD-Mitglied muss ich sagen, die ständige Privatisierung ist nicht die Sache der SPD. Die Erfahrungen der Vergangenheit, z. B. beim Verkauf von öffentlichen Wohnungen, haben gezeigt, das ist der falsche Weg. Jetzt soll in Ruhpolding ein Filetstück an Investoren verkauft werden, das halte ich für falsch!“

Auf den Einwurf „Was sagen denn die Fachleute vom Tourismus, werden Kurhaus und Vita Alpina für den Tourismus gebraucht oder nicht?“ antwortete Anton Krutzenbichler. Dr. Matjan hat gesagt, „wir brauchen ein Spaßbad für den Tourismus und wir brauchen einen Saal, aber wir brauchen kein Kurhaus für den Tourismus.“ Krutzenbichler ergänzte das Problem sei, dass der wirtschaftliche Betreib des Kurhauses in der Zukunft nicht gesichert werden könne.

Diesen Punkt griff Jochen Becker auf, es gehe nicht nur um den Tourismus, das Kurhaus werde für die Bürger gebraucht. Er kritisierte „Jetzt sagt man, das Kurhaus muss sich selbst tragen, beim Vita Alpina sagt man das nicht.“ Außerdem wollte Becker wissen „Warum kauft die Gemeinde erst das Kurhaus und schickt danach die Techniker rein um es zu begutachten?“

Er beendete seinen Beitrag mit den Worten „Es ärgert mich, dass der Bürgermeister am Montag in aller Öffentlichkeit gedroht hat, dass er das Schwimmbad zusperrt, wenn sich eine Mehrheit für das Kurhaus entscheidet. Solch eine Äußerung kommt einer Nötigung gleich und ist unakzeptabel.“

Christian Siglbauer wies darauf hin, dass ein Hotel wirtschaftlich wichtig sei, weil es Geld ins Dorf bringe und unter anderem mehr Steuereinnahmen für die Gemeinde mit sich bringen würde. Auf Anmerkung von Dr. Nawratil, das es in Ruhpolding viele Trachtler gäbe und ein Haus für Vereine gebraucht werde, merkte Siglbauer an, dass ein Saal unbedingt notwendig ist, das Kurhaus in der jetzigen Größe jedoch bei vielen Veranstaltung überdimensioniert sei.

Dem widersprach Michi Haßlberger: „Es gab viele sehr gut besuchte Heimatabende, aber das hängt halt von der Jahreszeit ab.“ Er ergänzte „Wir brauchen Räume für Vereine und Jugend, das Kurhaus könnte als Bürgerhaus genutzt werden.“

Johannes Stief sagte, der Erhalt des Kurhauses ist wichtig. „Bei einer Sanierung haben wir einen Bestandsschutz, bei einem Neubau müssen alle Genehmigungen neu beantragt werden und es ist nicht sicher, ob wir die im vorhandenen Umfang wieder bekommen.“

Margarete Schürholt kritisierte, „die Bürger sollen die Verantwortung für die Entscheidung über den teuren Schwimmbadumbau übernehmen. Dabei haben selbst Gemeinderäte die gegen die Kurhaussanierung sind bei Veranstaltungen gesagt, sie könnten derzeit keine genauen Aussagen zu Kosten, Fördermitteln, Finanzierung und zeitlicher Umsetzung treffen. Sie sagten das wäre ein Blick in die Glaskugel, deshalb sei die Spanne der Kostenschätzung von 20 bis 35 Mio. sehr breit. Was alles finanziert werden könne müsse man in der Zukunft sehen“

Maria Haßlberger fragte, wie häufig in den letzten 3 Jahren im Gemeinderat über Kurhaus und Vita Alpina diskutiert wurde. Außerdem interessierte sie, wie hoch die Kosten für den Umbau des 'Haus des Gastes' waren und wieviel Fördermittel dafür gewonnen wurden. Johannes Hillebrand sagte es habe mehrere Diskussionen gegeben, eine Zahl könne er heute nicht nennen. Dies gelte auch für das Haus des Gastes, aber er werde sich schlau machen und berichten.

Franz Haselwarter sagte zum Schluss: „Der Bürgermeister weiß, dass er mit dem Kurhaus und dem Vita Alpina 2 Probleme hat. Ich bin nicht glücklich, dass diese 2 Probleme jetzt miteinander vermischt werden. Ich habe den Eindruck, der Bürgermeister will sich jetzt einen Persilschein holen, nach dem Motto „Ich habe das nicht entschieden, das waren die Bürger“

Nach zweieinhalb Stunden schloss Johannes Stief den offiziellen Teil und bedankte sich bei den zahlreichen Teilnehmern für die intensive Diskussion.

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